Freitag, 13. Juni 2014

Chancen und Grenzen im begabungsfördernden Unterricht

Eines der Ziele von WINGS ist den allgemeinen didaktischen Grundsätzen des Lehrplans gerecht zu werden (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/22513/bgbla_2012_ii_185_anl1.pdf, SS. 5-12). Grundsatzerlass zu Begabtenförderung wurde schon 2009 in einem Rundschreiben veröffentlicht. Zu diesem Thema nun ein Auszug aus meiner Seminararbeit aus dem 5. Semester:

Begabungsfördernder Unterricht zielt daraufhin die Potentialentwicklung jedes Kindes zu ermöglichen. Obwohl begabungsförderndes Lernsetting in jedem Fach angefordert wird, bietet gerade die Kombination aus Englisch und Musik als Haupt- und Neben-Fach besonderes viele Möglichkeiten für Individualisierung im Unterricht—einer der wichtigsten Voraussetzungen in der Begabten- und Begabungs-Förderung. Individualisierung bedeutet für die Autorin vor allem die Grundhaltung der Lehrperson jeden Schüler und jede Schülerin in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen und ihre individuellen Stärken durch einen differenzierten Unterricht zur Geltung zu bringen.
Diese drei Faktoren: die Grundhaltung der Lehrperson, Individualisieren und Differenzieren sowie Stärkenorientierung sind die drei Säulen des begabungsfördernden Unterrichts.  Man könnte sagen, dass sich die zwei letzteren Faktoren aus dem ersten ergeben. Somit ist die richtige Grundhaltung des Lehrers, der Lehrerin von unverkennbarer Bedeutung. Ein solcher Lehrer bzw. eine solche Lehrerin ist ein Coach und Mentor, der statt richtigen Antworten richtige Fragen parat hat, die die Schüler und Schülerinnen zu ihren Antworten führen. Ein Coach, der eine Vielfalt und somit divergentes Denken fördert und die Kinder in ihre Persönlichkeitsentwicklung unterstützt, ein Mentor der den Lernenden Mut macht Fehler machen zu dürfen und den eigenen Lernprozess reflektieren zu lernen. Ein Fachmann, der in eigenem Fach zwar viel weiß, aber noch mehr wissen will und die Schüler und Schülerinnen mit seiner Neugier anstecken kann.
Differenzieren bedeutet in diesem Zusammenhang eine breite Palette an Unterrichtsformen (von Frontalunterricht über Lernschachteln und Stationenbetriebe bis Frei- und Projekt-Arbeiten), Sozialformen (Einzel-, Partner-, Gruppen- Arbeit), Unterrichtsinhalten (Aufgaben die verschiedene Multiple Intelligenzen nach Gardner berücksichtigen und unterschiedliche Interessen bedienen) und außerdem eine breite Palette an Lernzielen, die das ganze Spektrum von Wissen, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Synthese und Beurteilung (Taxonomien des Lernens nach Bloom) beinhalten.
Die Förderung von Talenten, Begabungen, Interessen und Fähigkeiten macht letztendlich die Begabungs- und Begabten-Förderung aus. Ganz wichtig wäre es für die Lehrperson zu versuchen die vorhandenen Schwächen durch das Anknüpfen an individuellen Interessen und Stärken zu beheben (BMUKK-10.060/0130-I/4b/2009, 3.1). Allenthalben kommen die Lehrerinnen und Lehrer leider noch in Versuchung das Kind an seinen Schwächen arbeiten zu nötigen. Solche Haltung resultiert in dem, das der Schüler oder die Schülerin den eigenen Interessen nicht nachgehen kann, nur durchschnittliche Leistungen überall erbringt und die Lust am Lernen verliert („Die Durchschnittsfalle“)
Im Bezug auf Besonderheiten des Englisch-Unterrichts lässt sich anmerken, dass gerade hier ein fachübergreifender Unterrichten und somit große Interessenförderung möglich ist. Zum Beispiel wäre es möglich den Schüler und Schülerinnen am Anfang des Jahres Themen aufzuschreiben, die im Unterricht behandelt werden sollen. So könnte man auch gemeinsam die Kapitel des Buches die niemanden interessieren wegstreichen, damit mehr Zeit für die kurzweiligen Inhalte bleibt. Differenzierung der Lernziele würde es erlauben innerhalb eines Themas bzw. eines Kapitels zwischen verschiedenen Leistungs- und Fähigkeits-Niveaus zu individualisieren: während eine Gruppe sich mit den neuen Vokabeln eines Textes beschäftigt, kann die andere Gruppe den Text zusammenfassen, einstweilen die Dritte einen eigenen Text mit den aktuellen Vokabeln schreibt. Klippert Methoden, Experten Gruppen, Lernwerkstatt, Lernen durch Lehren, Projektmappen und Talente-Portfolios lassen sich im Englischunterricht besonders gut implementieren.
Auch Musikunterricht lässt sich sehr frei und flexibel gestallten. Hier scheint es wichtig, an der modernen Musikwelt der Jugend anknüpfen zu können, um sie zum Singen zu motivieren; Schüler und Schülerinnen mit einer andersartigen (z.B. klassische) Musik zu konfrontieren, ihren Eindrücken einen Ausdruck verleihen zu lassen.  Auch der moderne Kreativtanz und die vielfältigen Möglichkeiten seines Einsatzes fördert verschiedene Intelligenzen wie körperlich-kinästhetische, musikalische, visuell-räumliche, inter- so wie intra- personale. Musikunterricht bietet viel Raum für philosophische Diskussionen, ästhetische Bildung und Selbsterfahrung. All das bringt die Schüler und Schülerinnen an das vorrangige Ziel der Begabungsförderung, nämlich an die Entwicklung der Persönlichkeit des Individuums (vgl. BMUKK-10.060/0130-I/4b/2009, 2).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundhaltung der Lehrperson die größten Chancen aber auch die engsten Grenzen mit sich bringt. Es ist wichtig die Kinder als die nächste Stufe in der Evolution zu betrachten die potenziell fortgeschrittener und weiser als wir sind, um sie mit entsprechendem Respekt behandeln zu können.

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