Eines der Ziele von WINGS ist den allgemeinen didaktischen Grundsätzen des Lehrplans gerecht zu werden (http://www.bmukk.gv.at/medienpool/22513/bgbla_2012_ii_185_anl1.pdf, SS. 5-12). Grundsatzerlass zu Begabtenförderung wurde schon 2009 in einem Rundschreiben veröffentlicht. Zu diesem Thema nun ein Auszug aus meiner Seminararbeit aus dem 5. Semester:
Begabungsfördernder Unterricht zielt
daraufhin die Potentialentwicklung jedes Kindes zu ermöglichen. Obwohl
begabungsförderndes Lernsetting in jedem Fach angefordert wird, bietet gerade
die Kombination aus Englisch und Musik als Haupt- und Neben-Fach besonderes
viele Möglichkeiten für Individualisierung im Unterricht—einer der wichtigsten
Voraussetzungen in der Begabten- und Begabungs-Förderung. Individualisierung
bedeutet für die Autorin vor allem die Grundhaltung der Lehrperson jeden
Schüler und jede Schülerin in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen und ihre
individuellen Stärken durch einen differenzierten Unterricht zur Geltung zu
bringen.
Diese drei Faktoren: die
Grundhaltung der Lehrperson, Individualisieren und Differenzieren sowie
Stärkenorientierung sind die drei Säulen des begabungsfördernden
Unterrichts. Man könnte sagen, dass sich
die zwei letzteren Faktoren aus dem ersten ergeben. Somit ist die richtige
Grundhaltung des Lehrers, der Lehrerin von unverkennbarer Bedeutung. Ein
solcher Lehrer bzw. eine solche Lehrerin ist ein Coach und Mentor, der statt
richtigen Antworten richtige Fragen parat hat, die die Schüler und Schülerinnen
zu ihren Antworten führen. Ein Coach, der eine Vielfalt und somit divergentes
Denken fördert und die Kinder in ihre Persönlichkeitsentwicklung unterstützt,
ein Mentor der den Lernenden Mut macht Fehler machen zu dürfen und den eigenen
Lernprozess reflektieren zu lernen. Ein Fachmann, der in eigenem Fach zwar viel
weiß, aber noch mehr wissen will und die Schüler und Schülerinnen mit seiner
Neugier anstecken kann.
Differenzieren bedeutet in diesem
Zusammenhang eine breite Palette an Unterrichtsformen (von Frontalunterricht
über Lernschachteln und Stationenbetriebe bis Frei- und Projekt-Arbeiten),
Sozialformen (Einzel-, Partner-, Gruppen- Arbeit), Unterrichtsinhalten
(Aufgaben die verschiedene Multiple Intelligenzen nach Gardner berücksichtigen
und unterschiedliche Interessen bedienen) und außerdem eine breite Palette an
Lernzielen, die das ganze Spektrum von Wissen, Verstehen, Anwenden,
Analysieren, Synthese und Beurteilung (Taxonomien des Lernens nach Bloom)
beinhalten.
Die Förderung von Talenten,
Begabungen, Interessen und Fähigkeiten macht letztendlich die Begabungs- und
Begabten-Förderung aus. Ganz wichtig wäre es für die Lehrperson zu versuchen
die vorhandenen Schwächen durch das Anknüpfen an individuellen Interessen und
Stärken zu beheben (BMUKK-10.060/0130-I/4b/2009, 3.1). Allenthalben kommen die
Lehrerinnen und Lehrer leider noch in Versuchung das Kind an seinen Schwächen
arbeiten zu nötigen. Solche Haltung resultiert in dem, das der Schüler oder die
Schülerin den eigenen Interessen nicht nachgehen kann, nur durchschnittliche
Leistungen überall erbringt und die Lust am Lernen verliert („Die
Durchschnittsfalle“)
Im Bezug auf Besonderheiten des
Englisch-Unterrichts lässt sich anmerken, dass gerade hier ein fachübergreifender
Unterrichten und somit große Interessenförderung möglich ist. Zum Beispiel wäre
es möglich den Schüler und Schülerinnen am Anfang des Jahres Themen
aufzuschreiben, die im Unterricht behandelt werden sollen. So könnte man auch
gemeinsam die Kapitel des Buches die niemanden interessieren wegstreichen,
damit mehr Zeit für die kurzweiligen Inhalte bleibt. Differenzierung der
Lernziele würde es erlauben innerhalb eines Themas bzw. eines Kapitels zwischen
verschiedenen Leistungs- und Fähigkeits-Niveaus zu individualisieren: während
eine Gruppe sich mit den neuen Vokabeln eines Textes beschäftigt, kann die
andere Gruppe den Text zusammenfassen, einstweilen die Dritte einen eigenen
Text mit den aktuellen Vokabeln schreibt. Klippert Methoden, Experten Gruppen,
Lernwerkstatt, Lernen durch Lehren, Projektmappen und Talente-Portfolios lassen
sich im Englischunterricht besonders gut implementieren.
Auch Musikunterricht lässt sich sehr
frei und flexibel gestallten. Hier scheint es wichtig, an der modernen
Musikwelt der Jugend anknüpfen zu können, um sie zum Singen zu motivieren;
Schüler und Schülerinnen mit einer andersartigen (z.B. klassische) Musik zu
konfrontieren, ihren Eindrücken einen Ausdruck verleihen zu lassen. Auch der moderne Kreativtanz und die
vielfältigen Möglichkeiten seines Einsatzes fördert verschiedene Intelligenzen
wie körperlich-kinästhetische, musikalische, visuell-räumliche, inter- so wie
intra- personale. Musikunterricht bietet viel Raum für philosophische
Diskussionen, ästhetische Bildung und Selbsterfahrung. All das bringt die
Schüler und Schülerinnen an das vorrangige Ziel der Begabungsförderung, nämlich
an die Entwicklung der Persönlichkeit des Individuums (vgl.
BMUKK-10.060/0130-I/4b/2009, 2).
Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass die Grundhaltung der Lehrperson die größten Chancen aber auch die engsten
Grenzen mit sich bringt. Es ist wichtig die Kinder als die nächste Stufe in der
Evolution zu betrachten die potenziell fortgeschrittener und weiser als wir
sind, um sie mit entsprechendem Respekt behandeln zu können.
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